Bisher drei Fälle in Freiburg bekannt. OB Horn bittet um Besonnenheit:
„Das Virus ist ein Grund zur Vorsicht, aber kein Grund zur Panik“
Nahverkehr, Verwaltung und Veranstaltungen laufen ohne Einschränkungen weiter.
Das Corona-Virus, das in Europa um sich greift, hat inzwischen auch Freiburg erreicht. Wie seit gestern Abend bekannt ist, gibt es vor Ort drei Fälle von Corona-Infektion, die zurzeit in der Universitätsklinik behandelt werden. Eine der drei Personen kommt aus Freiburg, zwei kommen aus dem Landkreis. Alle drei sind entsprechend isoliert, es geht ihnen gesundheitlich gut. Die Infektionskette ist nachvollziehbar, ihre Kontakte wurden ermittelt. Das Gesundheitsamt schätzt das Risiko einer Ansteckung als gering ein.
Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn bittet die Bürgerinnen und Bürger um Besonnenheit: „Das Corona-Virus ist ein Grund zur Sorge, aber kein Grund zur Panik. Wir haben vor Ort eine der besten Uni-Kliniken in Deutschland. Auch die Behörden sind auf diese Herausforderung vorbereitet. Wir haben unseren Allgemeinen Pandemieplan schon vor Wochen aktualisiert, und unser Verwaltungsstab tagt regelmäßig, übrigens schon bevor der erste Fall bestätigt wurde.“
Kitas und Schulen
Derzeit besteht nach Einschätzung der Gesundheitsbehörden kein Anlass, den Schul- bzw. Kitabetrieb einzu-schränken. Wenn in einer Schule oder Kita ein Verdachtsfall auftritt, nimmt die jeweilige Leitung unverzüglich mit dem örtlichen Gesundheitsamt Kontakt auf. Dieses bewertet das mögliche Gesundheitsrisiko und veranlasst (sofern nötig) entsprechende Maßnahmen.
Das Kultusministerium hat alle knapp 5.000 öffentlichen und privaten Schulen und alle rund 8.900 Kindergärten und Kindergartenträger in Baden-Württemberg entsprechend informiert. Weitere Infos für Schulen und Kinder-gärten stehen auf der Startseite von km-bw.de.
Nahverkehr und Verwaltung
Die VAG und der regionale Nahverkehr laufen uneingeschränkt weiter. Dasselbe gilt für die Stadtverwaltung. Die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden vom Haupt- und Personalamt auf dem Laufenden gehal-ten.
Veranstaltungen
Ob Veranstalter von Messen, Sport- oder Kulturveranstaltungen auf die neueste Corona-Entwicklung reagieren, liegt derzeit in deren Verantwortung. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es laut Gesundheitsamt keinen Grund dafür, eine Veranstaltung abzusagen oder ihr fern zu bleiben. Sollte sich dieser Sachstand ändern, informiert die Stadt Freiburg per Pressemitteilung darüber.
Hotline für Bürgerinnen und Bürger
Für alle Fragen zum Corona-Virus hat das Landesgesundheitsamt eine Hotline für Rat suchende Bürgerinnen und Bürger eingerichtet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesgesundheitsamtes sind erreichbar unter Tel. 0711/9043 9555.
Verhaltensregeln
In diesem Zusammenhang erinnert die Stadtverwaltung nochmals daran: Hygiene ist immer noch der wirkungs-vollste Schutz gegen das Corona-Virus. Wer einige simple Hygieneregeln beachtet, verringert am effektivsten eine raschen Verbreitung der Infektionskrankheit in der Bevölkerung. Hierzu zählen u.a.:
->Händeschütteln vermeiden
->Anhusten und Anniesen vermeiden
->Berührung von Augen, Nase oder Mund vermeiden zum Naseputzen nur Einmal-Taschentüchern verwenden und sie sicher im Mülleimer entsorgen
->Räume häufig und intensiv lüften
->Hände gründlich waschen, vor der Nahrungsaufnahme, nach Berührungskontakten und nach WC-Benutzung. ->Hände desinfizieren nach Berührungskontakt mit Grippekranken
Aktuelle Informationen und Hinweise zu Verhaltensregeln stehen auf den Seiten des für Freiburg zuständigen Gesundheitsamts auf:
www.breisgau-hochschwarzwald.de/pb/Breisgau-Hochschwarzwald/Start/Service+_+Verwaltung/Corona-Virus.html und auch auf www.infektionsschutz.de/coronavirus-sars-cov-2.html.
Faktenblatt Coronavirus (SARS-CoV-2)
(Stand 27.02.2020; 14:00)
Das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2), das genetisch eng mit dem SARS-Virus ver-wandt ist, kann eine Lungen-krankheit auslösen (Coronavirus Infectious Disease, COVID-19), an der laut WHO weltweit bereits 82.297 Menschen in 47 Ländern erkrankt sind, da-von 65.596 Fälle aus der chinesischen Provinz Hubei. Bislang wurden 2.805 Todesfälle registriert (Fallzahlen der WHO, 27.02.2020).
In Deutschland gibt es derzeit 21 bestätigte Fälle. Nach dem Infektionscluster bei einer Firma in Bayern und einzelnen Fällen bei den deutschen Staatsbürgern, die Anfang Feb-ruar 2020 aus Wuhan ausgeflogen worden waren, sind seit 25. Februar 2020 Erkran-kungsfälle in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg bekannt geworden. (Stand 26.02.2020). In Europa sind außerdem derzeit bestätigte Fälle in Frankreich, Finnland, Norwe-gen, Italien, Schweden, Belgien, Kroatien, Rumänien, Österreich, Griechenland so-wie Spanien bekannt (Stand 27.02.2020).
Am Freitagnachmittag (21. Februar) landeten auf dem Stuttgarter Flughafen 15 Perso-nen, die sich zuvor in der chinesischen Provinz Hubei beziehungsweise der Stadt Wuhan aufgehalten hatten. Vorsorglich werden die China-Rückkehrer während der nächsten 14 Tage isoliert in einem Nebentrakt eines Hotels in Kirchheim unter Teck im Landkreis Ess-lingen verbleiben.
Viele Eigenschaften des Virus sind noch unbekannt – beispielsweise wie leicht die Über-tragung erfolgt, wie schwer die Krankheit verläuft und was die genaue Quelle des Aus-bruchs war. Derzeit wird davon ausgegangen, dass sich die ersten Patienten Anfang De-zember auf einem Markt in Wuhan in der Provinz Hubei, China, angesteckt haben, der am 1. Januar 2020 geschlossen wurde. Anfangs gingen die Behörden in China davon aus, dass sich alle Patienten auf dem Markt infiziert haben. Inzwischen ist jedoch be-kannt, dass das neue Corona-virus von Mensch zu Mensch übertragbar ist.
In Baden-Württemberg wurde – wie in weiteren deutschen Bundesländern auch – bei zahlreichen Personen vorsorglich eine Diagnostik veranlasst.
Das Zusammenwirken der Gesundheitsbehörden beim Auftreten von Infektionskrankhei-ten ist in Baden-Württemberg gut eingespielt. Die Behörden sind gut vorbereitet, das nati-onale und weltweite Geschehen wird aufmerksam beobachtet. Aktuell übernimmt das Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz am Landesgesund-heitsamt die zentrale Koordina-tion für die Gesundheitsämter im Land und unterstützt die Gesundheitsämter bei Bedarf vor Ort als „Task Force“.
Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz am Landesgesundheitsamt (LGA)
Im Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz sind wesentliche Aufgaben des Gesundheits-schutzes zusammengeführt:
a) biologische Gefahrenabwehr
b) Impfschutz
c) Ausbruchsuntersuchungen
Das Kompetenzzentrum bewertet biologische und chemische Gefahrenlagen in einem multidisziplinären Team. Es berät den ÖGD (Öffentlicher Gesundheitsdienst), Landesmi-nisterien und Behörden bei Fragen zur Prävention, Erkennung und Abwehr von bioterro-ristischen Bedrohungen. Zum Aufgabengebiet gehört ebenfalls die Koordination und Un-terstützung des LGA-Bereitschaftsdienstes, der rund um die Uhr für die Gesundheitsämter und Behörden der Gefahrenabwehr erreichbar ist. Das Kompetenzzentrum ist auch Teil des Ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren für hochpathoge-ne Erreger (STAKOB) beim Robert Koch-Institut. Im Laborbereich ist der Betrieb und die Weiterentwicklung des S3-Labors mit der Diagnostik hochpathogener Erreger eine wichti-ge Aufgabe.
Fallabklärung und Diagnostik
Seit Dienstagnachmittag, 28. Januar 2020, kann das SARS-Cov-2 im Labor des Landes-gesundheitsamtes Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart diagnostiziert werden (PCR). Nach der COVID-19 Verdachtsfall-Abklärung (siehe Flußschema des RKI) und nach Rücksprache mit dem Labor am LGA können Abstrichproben von den ört-lichen Gesundheitsämtern, aus Arztpraxen sowie von Kliniken im Land an das LGA zur Diagnostik geschickt werden.