VOM KELLER AUS DIE STERNE SEHEN
Ein Hörstück zur Freiburger Bombennacht 27.11.1944
von Bertram Denzel
ERSTAUFFÜHRUNG
Mittwoch, 27.11.2019
18:00 UHR
Fritz-Hüttinger-Haus
Am Hägle 1
79110 Freiburg
„Tigerfish und Schangele“ ist eine Nacherzählung des zweiten Weltkrieges aus -einerseits- der Sicht von „Schangele“, die als 4-jährige die Bombennacht am 27.November 1944 in der Freiburger Mosswald-Siedlung er- und überlebt und -andererseits- aus der Sicht von Dr. Peter Saundby, damals 8 Jahre alt. Sein Vater ist Sir Robert HMS Saundby, Air Marshal bei der Royal Air Force und „Erfinder“ der sogenannten Fishcodes. Jeder deutschen Stadt wird in diesem militärischen Code ein Fischname zugeteilt. Freiburg ist Tigerfish. Außerdem ist Sir Robert Saundby Adjudant und Freund des als „Bomber Harris“ bekannten Sir Arthur Harris.
Aus der Montage beider Erinnerungen ergibt sich ein eigener, sehr persönlicher Blick auf den Lauf der Geschichte. Die ehemaligen Kinder blicken von heute aus zurück auf eine Zeit, als sie ohne ihr Zutun Kriegsgegner waren und sich, ohne einander jemals zu treffen, quasi am Himmel über Freiburg begegneten - an jenem 27. November 1944.
„Schangele“ ist die Mutter des Autors und fasziniert, dass sie in jener Nacht vom dunklen Keller aus die Sterne sehen kann. Der Wahnsinn um sie herum -nach dem Angriff- brennt sich sprichwörtlich in ihr Gedächtnis.
Dr. Peter Saundby, der selbst als Fliegerarzt bei der Royal Air Force gearbeitet hat, erklärt sich bereit, sich zu seinen Erinnerungen an den Krieg und seinen Vater interviewen zu lassen, obwohl er kurz zuvor in ein Krankenhaus eingeliefert werden muss. Beiden Interviewpartnern liegt viel daran, noch einmal zu verdeutlichen, wieso eine europäische Einigung nach dem Krieg so nötig war und sehen die heutige politische Entwicklung als durchaus bedrohlich. Ihre Erinnerungen werden geweckt.
Das Hörstück „Tigerfish und Schangele“ bildet den Auftakt zu einer Podcast-Reihe des Autors: „Erzähl mir nix vom Krieg“. Dort werden jeweils paarweise Zeitzeugen zum Thema Krieg (zunächst zum Zweiten Weltkrieg) interviewt und deren Geschichten verknüpft, eingebunden in ein besonderes musikalisches Konzept.
Zum 75. Jahrestag des Angriffs auf Freiburg, der „Operation Tigerfish“, findet eine Listening-Session (Aufführung der fertigen Produktion) als Uraufführung statt. Zu Gehör kommt eine auf 45 Minuten gekürzte Fassung des Hörstücks.
TIGERFISH UND SCHANGELE
VOM KELLER AUS DIE STERNE SEHEN
Leitung, Konzeption, Komposition, Produktion: Bertram Denzel
Mitwirkende:
Hedy Denzel, Dr. Peter Saundby (Zeitzeugen)
Jenny Schily, Ian Dickinson, Peter Bild (Sprecher*Innen)
Heike Mockert (Fagott), Manuel Miethe (Sopran-Saxophon, Guffinette), Silke Lange (Akkordeon), Steve Binetti (Gitarre), Bettina Bruns (Alt), Oliver Doerell (Elektronik), Boram Lie (Chello), Grégoire Simon (Violine)
Spieldauer: 45 Minuten
BERTRAM DENZEL
ist gebürtiger Freiburger (*1969) und war 6 Jahre Mitglied bei den Freiburger Domsingknaben. Seit 1988 lebt er als Musiker, DJ und Filmkomponist in Berlin. Neben zahlreichen Bandbeteiligungen komponiert er seit Mitte der 90er-Jahre Filmmusik, zunächst für Kurzfilme. Gleich der erste Langfilm, Hendrik Handloegtens Debütfilm „Paul is Dead“, wird 2001 mit dem Adolf-Grimme-Preis geehrt, seitdem sind 7 Filme mit Musik aus der Feder Denzels für den Grimme-Preis nominiert worden, zuletzt der Tukur-Tatort „Wer bin ich ?“ (Regie: Bastian Günther). Für den Score zu „Alaska Johannson“ (Achim von Borries) war der Autodidakt zudem für den „Rolf-Hans-Müller-Preis für Filmmusik 2014“ nominiert. Derzeit entsteht die Musik zu seinem dritten „Tukur-Tatort“ („Die Ferien des Monsieur Murot“). Mit dem Elektronik-Duo denzel+huhn erschienen bisher 4 Tonträger, zuletzt „Brom“ (2015) auf oktaf/kompakt.