Baumfällungen im Rehwinkel sowie in den Oberen Lachen - Eschentriebsterben

In der Kalenderwoche 9 hat das Städtische Forstamt (Revier Mooswald) zum Teil umfangreiche Baumfällungen in den Wäldchen beim Rehwinkel sowie in den Oberen Lachen vorgenommen. Den Bürgerverein erreichten in der Folge zahlreiche Beschwerden, ein Hinweis, dass die Maßnahmen nicht für alle Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbar waren. Als der hauptverantwortliche Revierförster für diese Fällungen möchte ich gerne diese Ausgabe der Stadtteilnachrichten nutzen, allen interessierten und besorgten Bürgerinnen und Bürger die vollzogenen Maßnahmen näher zu erläutern.

Bei den gefällten Bäumen beim Rehwinkel und in den Oberen Lachen handelt es sich fast ausschließlich um Eschen, die vom Eschentriebsterben befallen sind. Seit einigen Jahren (2009) ist diese gravierende Baumerkrankung auch bei uns im Mooswald angelangt. Ursprünglich in Ostasien beheimatet, hat sich der für das Eschensterben verantwortliche Pilz in ganz Europa ausgebreitet. Der Fruchtkörper dieses Pilzes bildet im Sommer Millionen von Sporen, die vom Wind verweht werden und die Blätter und Triebe der Eschen infizieren.

Da es kein Heilmittel und keine Bekämpfungsmöglichkeit des von dem Pilz ausgelösten Baumsterbens gibt und die Esche im Laufe der Zeit ihre Standfestigkeit verliert, muss die sterbenskranke Esche in sensiblen Bereichen, kontrolliert zu Fall gebracht werden, bevor sie unkontrolliert umfällt und Menschen oder Gebäude zu Schaden kommen.

Diese Fällaktionen fallen natürlich auf, weil zur Sicherung der Straßen und der Menschen, die darauf verkehren, die meisten Fällungen entlang des Waldrandes beziehungsweise in stärker vom Menschen frequentierten Bereichen stattfinden.

Der Anteil der Eschen im Freiburger Mooswald beträgt 24 %! Das bedeutet, dass im Durchschnitt jeder 4 te Baum im Mooswald eine Esche ist. Und es gibt auch etliche Waldbestände, wie z.B. der Wald zwischen Bundschuhhalle und Moosgrund, wo der Anteil der Esche bei ca. 50 % liegt. Da fast alle diese Eschen im Laufe der Jahre erkranken bzw. die meisten bereits erkrankt sind, bedeutet das für den Wald rasch wiederkehrende Baumfällungen und insgesamt stärkere Eingriffe.

Konkrete Vorgehensweise des Forstamtes:

Da von Anfang an klar war, dass die Folgen des Eschentriebsterbens nur Schritt für Schritt bewältigt werden können, haben wir uns früh eine Handlungsstrategie mit Schwerpunkten nach Dringlichkeit überlegt, die wir seither umsetzen:

Als erstes kümmerten wir uns um die Verkehrssicherheit entlang der Straßen (Zubringer Nord, Mitte und Süd, Opfingerstraße, Markwaldstrasse und so weiter…) sowie um die Sicherheit entlang der Wohngebiete.

Das sind im Revier Mooswald allein 52 Kilometer Strecke, die wir auf einer Tiefe von 30 Metern inzwischen kontrolliert und durchforstet haben. In diesen 52 Kilometer Strecke sind die normalen Waldwege noch nicht mitgerechnet, weil entlang der Waldwege innerhalb des Waldes keine gesetzlich erhöhte Verkehrssicherungspflicht besteht und Waldbesuchende mit waldtypischen Gefahren rechnen müssen. Inzwischen haben wir aber auch viele kranke Eschen entlang der Waldwege gefällt, damit sie im Absterben gar nicht erst zu einer unkalkulierbaren Gefahr werden. Das brachte in den vergangenen Jahren eine große Arbeitsbelastung im Revier mit sich, hohe Kosten für den Forstbetrieb (Bäume müssen einzeln angebunden um umgezogen werden, Straßensperrungen müssen beantragt werden….) sowie wenig wirtschaftlichen Ertrag. Die Kosten für diese verkehrssichernden Maßnahmen übersteigen grundsätzlich den ökonomischen Erfolg.

Baumfällungen in diesem Ausmaß geschehen nicht nur aus der gefühlten Verantwortung für Anwohner und Verkehr, sondern sind eine gesetzliche Aufgabe die zu erfüllen ist. Die Haftung für die Verkehrssicherheit und dass niemand zu Schaden kommt liegt beim Revierförster .

Den Bärenanteil dieser Verkehrssicherungsmaßnahmen haben wir gestemmt, auch wenn das Fortschreiten des Eschentriebsterbens an vielen Stellen erneute Kontrollen und Baumfällungen erforderlich macht. In einem zweiten Schritt nutzen wir nun im Wald die noch verkäuflichen wertvollsten Eschen, bevor diese als Folge des Eschentriebsterbens faul werden und nur noch mit Verlusten verkauft werden können. Es sind dies gerade über achtzigjährige Eschen ohne viele Äste am Stamm, deren Holz z.B. für Möbel und Fußböden gesucht wird. Unsere Holzerntemaßnahmen konzentrieren wir derzeit auf Waldbestände mit vielen solcher Eschen um von dem wertvollen Holz noch zu retten, was zu retten ist.

Sowohl durch die Verkehrssicherungsmaßnahmen als auch durch die Ernte stärkerer, wertvoller Eschen entstehen im Wald Lücken. Wo diese so groß sind, dass sie sich natürlich nur sehr langsam schließen würden oder aber nicht mit den gewünschten Baumarten, pflanzen wir jedes Jahr viele tausend Eichen, Spitzahorn und anderer Baumarten. Auch diese Pflanzarbeiten und die danach notwendige Pflege der Jungbestände ist sehr arbeits- und kostenintensiv und bindet im Mooswald viel Arbeitskapazität.

Nur mit diesem Einsatz können wir es erreichen, dass die Freiburgerinnen und Freiburger sich heute weitgehend gefahrlos auf den Wegen und Straßen im und entlang des Mooswaldes aufhalten können um diesen wunderbaren Erholungsraum zu erleben. Und dass auch zukünftige Generationen später wieder gesunde, standortsgerechte und vielfältige Bäume im Mooswald finden, die zudem vielen seltenen und geschützten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten.

Revierförster Ernst Krämer, Freiburg 02 März 2018   

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